Der Feuerwehrmann und die 100 Kilometer

Unser Kamerad Kai Eichler ist ein passionierter Läufer und Feuerwehrmann. Am 23. Juli und 24. September 2016 versuchte er sich daran 100 Kilometern in kompletter Einsatzkleidung in 20 bzw. 24 Stunden zu laufen. Leider war es ihm nicht vergönnt und er musste beide Läufe aus gesundheitlichen bzw. körperlichen Gründen vor Erreichen seines ursprünglichen Zieles abbrechen. Einen Rekordeintrag konnte er trotzdem erreichen. Wir haben mit ihm in einem Interview darüber gesprochen.

FFI: Läufst du öfters längere Strecken?

Kai: Ja, ich habe vor einigen Jahren mit Marathon angefangen und dann den Drang verspürt längere Strecken zu versuchen. Mein Einstieg war ein 100 Kilometer Lauf um Ulm herum. Seitdem bin ich immer wieder auf der Suche nach neuen läuferischen Herausforderungen. Im Moment laufe ich immer wieder bei sogenannten Ultra-Marathons mit, bei denen die Strecken mehr als 42,195 Kilometern betragen.

FFI: Kai, wie bist du auf die Idee gekommen in Einsatzkleidung laufen zu wollen?

Kai: Ich habe mir überlegt, wie ich meine beiden Hobbies Laufen und Feuerwehr verbinden könnte. Bei einer Laufveranstaltung des FC Kluftern bot sich mir 2015 die Möglichkeit mich an 50 Kilometern in Einsatzkleidung zu versuchen. Diese hatte ich dann auch in 9 Stunden und 3 Minuten finishen können. Danach war für mich das Thema Laufen in Einsatzkleidung eigentlich beendet. 

FFI: Wie kam es dann zu deinem Meinungswechsel die 100 km zu versuchen?

Kai: Das war im Urlaub als die Blasen von den 50 Kilometern verheilt waren und der Drang wieder anwuchs eine neue Herausforderung in Einsatzkleidung zu wagen. Die 100 Kilometer lagen da als "magische" Zahl für Läufer nahe.

FFI: War ein Weltrekordversuch von Anfang an das Ziel?

Kai: Beim Training mit Laufkollegen wurde anfangs gescherzt ob wohl schon jemand so verrückt war das zu versuchen. Aus den Scherzen wurde dann eine Anfrage bei dem Rekordinstitut für Deutschland, das sich bereit erklärte den Lauf als Rekord anzuerkennen wenn 100 Kilometer innerhalb von 20 Stunden geschafft werden. Beim zweiten Versuch wurde die Zeit auf 24 Stunden erhöht. Bei Erfolg wäre er als schnellster 100 Kilometer Lauf in Einsatzkleidung innerhalb 20 bzw. 24 Stunden gewertet worden.

FFI: Haben das schon andere vor dir versucht bzw. wer ist momentaner Rekordhalter?

Kai: Nein, in dieser Konstellation, also mit der gesamten Einsatzkleidung, wurde es bisher in keinem Rekordbuch verzeichnet.

FFI: Worin hast du denn im Vorhinein das größte Risiko für dein Vorhaben gesehen?

Kai: In den Schuhen. Aus meiner Erfahrung mit dem 50 Kilometer Lauf habe ich mitgenommen das die Schuhe ein entscheidender Faktor sind. Nach den 50 Kilometern hatte ich damals offene Füße was bei einer Wiederholung die 100 Kilometer unmöglich machen würde. Laufen in Sportschuhen kam aus mehreren Gründen allerdings nicht in Frage. Zum Glück konnte ich einen führenden Hersteller von Feuerwehr-Sicherheitsschuhen als Sponsor gewinnen. Dieser stellte Schuhe aus seinem Sortiment zur Verfügung. Dank guter Passform und geringem Gewicht waren diese besser für mein Vorhaben geeignet.

FFI: Wie bereitet man sich auf so einen Versuch vor?

Kai: Laufen, Laufen, Laufen, im Wechsel in Lauf- und Einsatzkleidung.

FFI: Wie haben dich deine Kameraden unterstützt?

Kai: Mehr als ich erwartet oder mir je gedacht hätte. Viele Kameraden aus unserer und umliegenden Wehren, sowie mein Freundes- und Bekanntenkreis haben sich für mein Vorhaben begeistert und mir mit Zeit und Tatkraft beigestanden. Unter anderem wurde ich beim Lauf versorgt, es blieben immer mindestens zwei Zeugen dabei und es passte immer jemand auf das mir nichts passierte.

FFI: Gab es keine Bedenken, das du dich körperlich überschätzt bzw. dir zuviel zumutest?

Kai: Gesundheit geht bei mir vor allem anderen vor. Meine Devise lautet dabei Grenzen lassen sich verschieben aber man darf sie nicht überschreiten. Die Leute die mir bei meinem Vorhaben geholfen haben kennen mich und hätten mich vermutlich auch nicht in dem Maße unterstützt wenn sie mir die richtige Selbsteinschätzung nicht zugetraut hätten.

FFI: Zuerst galt dein Versuch ja als gescheitert?

Kai: Ja, beim ersten Versuch musste ich nach 62 Kilometern aus gesundheitlichen Gründen den Lauf beenden. Beim zweiten Rekordversuch hat mein Körper bei 90 Kilometern nicht mehr mitgespielt und ich musste den Lauf nach 22 Stunden und 18 Minuten abermals beenden. Daher konnte keiner der beiden Versuche als "schnellster 100 Kilometer Lauf in Einsatzkleidung" gewertet werden.

FFI: Aber es gab doch noch ein Happy-End?

Kai: Nachdem ich den angestrebten Rekord nicht erreicht hatte, wurde ich von einem Vertreter eines anderen Rekordinstituts angeschrieben der von meinen Ambitionen gehört hatte. Er war von meiner Leistung angetan. Nach einer ausführlichen Prüfung bekam ich den Eintrag als längsten Lauf innerhalb 24 Stunden in Einsatzkleidung beim "The Book of Alternative Records".

FFI: Ist denn ein weiterer Versuch für die 100 Kilometer geplant?

Kai: Ja, am 02. Dezember findet ein neuer Anlauf für die 100 Kilometer statt. Der Ehrgeiz ist geweckt diesmal den Rekord für den schnellsten 100 Kilometer Lauf in Einsatzkleidung aufzustellen und gleichzeitig meinen bisherigen Rekord für den längsten Lauf innerhalb 24 Stunden in Einsatzkleidung zu verbessern.

 Kai möchte sich nochmal bei allen Helfern HERZLICH BEDANKEN!!! Es war für ihn überwältigend wieviel Unterstützung seine "verrückte" Idee bekam.


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